10.03.2024 Mandel / Kirschblüte im Luisnpark
Polizist Rouven L. im Einsatz getötet

Zweierlei Maßstäbe: Heldenverehrung, tagelange Debatten, Staatstrauer, Schweigemärsche und Schweigeminuten – für einen getöteten Polizisten, Ignoranz, Täter-Opfer-Umkehr, Vertuschung – für einen getöteten Patienten (in der Art eines George Floyd ) hier ca.20m entfernt. No Justice no Peace !

Lebensqualität: Mannheim vs. Ludwigshafen (Germany’s ugliest City)

Daß Ludwigshafen in der Satiresendung extra-3 zur hässlichsten Stadt Deutschlands gewählt wurde hat Gründe. Daß Mannheim, obwohl Nachbarstadt mit ähnlicher Geschichte diesen Ruf nicht hat, hat auch Gründe: Mannheim war sich seiner Hässlichkeit schon früh bewusst und hat im Verlauf von Dekaden einiges getan, um das Stadtbild aufzuwerten und die Lebensqualität zu steigern. Gleichzeitig war die Stadtgesellschaft sehr politisiert, was die alternative Kulturszene gefördert hat.

Anlass war ein Umfrage von ca.1970, in der das Image von Mannheim abgefragt wurde. Ergebnis: wirtschaftlich erfolgreich, aber wenig attraktiv. Dies war die Innitialzündung für die Bewerbung zur Bundesgartenschau 1975. Zahlreiche Projekte wurden in der Folge umgesetzt („Ein Fest verändert die Stadt“):

  • Umgestaltung der Parkanlagen Herzogenried (Multihalle) und Luisenpark, Großprojekt Collini-Center und Neckarufer-Nord-Bebauung. Wohnsiedlungen Herzogenried und Vogelstang. Abriss der Benz-Barracken, Bau des Fernmeldeturms, Umgestaltung des Hauptbahnhof-Vorplatzes. Einrichtung der Fußgängerzone in den Planken uvm..
  • Proteste setzten den Erhalt der Alten-Feuerwache durch und das Jugendzentrum (von den Planken zum neuen Meßplatz).
  • Weitere Aufwertungen fanden statt im Zuge des Stadtjubilätums 2007: Umgestaltung der Planken, unvollständige Umgestaltung des alten Meßplatzes (mangelhafter Zugang zum Neckar), Neugestaltung des Schloss-Innenhofes, Sanierung des Rosengartens.
  • Neubau des Stadthauses N1, Umgestaltung des Paradeplatzes
  • Das Drais-Jubiläum förderte den Ausbau der Radwegeinfrastruktur.
  • Seit dem Besuch des Bundespräsidenten Joachim Gauck 2013 legt die Stadt besonderen Wert auf die Sauberkeit der Stadt (Wilde Müllkippen nach Umstellung der Sperrmüll-Beseitigung, Vermüllung des Neckarufers, Müll in den Fußgängerzonen).
  • Das Projekt Stadt-Wand-Kunst sorgte für Kunst-am-Bau durch im ganzen Stadtgebiet verteilte Wandgemälde.
  • Die BUGA 2023 sorgte für eine Neugestaltung und ökologischem Umbau der Spinelli-Kaserne.
  • Der Klimaaktionsplan der Stadt Mannheim förderte u.a. die Installierung von Trinkbrunnen.
  • Bürgerschaftliches Engagement (Neubau Kunsthalle, Teehaus, ALTER, Capitol, Kommunales Kino etc.)

Mängelliste (allgemein):

  • autogerechte Stadt:
    • brutalistische Straßenkonstruktionen
    • kreuzungsfreie Straßen: Straßensalat statt Schlosspark, (LU: Hochstraßen, MA: Fußgängerbereich erhöht (Collini-NUB)
    • vorzeitige Beendigung des Verkehrsversuches wodurch Poser wieder da
    • Wildparken an Kreuzungen, spottbilliges Anwohnerparken mit zugelstellten Fußwegen
    • Hochstraßen, Stadtautobahnen (Friedrich-Ebert-Str. MA-Käfertal), HK-Allee
    • Angsträume für Fußgänger/innen und Radfahrer/innen, labyrinthische und beschwerliche Wegführungen
    • eingezwängte und unsichere Wege für Fußgänger/innen und Radfahrer/innen
    • Nicht-Orte wie als Toiletten mißbrauchte Unterführungen, Tunnel ohne Lichtschächte
    • Rückbau von Eisenbahnanlagen, Verlegung von Kopfbahnhöfen aus der Innenstadt zu Durchgangsbahnhöfen an den Stadtrand (MA: Tattersall->Willi Brandt-Platz, LU: Rhein, HD: Innenstadt, Baden-Baden: Baden-Oos)
    • Einkaufscenter am Stadtrand – mit Cineplex und Schnellimbissketten
    • Gewerbegebiete nahe der Autobahn
  • Stillegung von Straba-Linien (HD-Hauptstraße, LU-Linie_12), verwahrloste Haltestellen, selten bediente Haltestellen (nur Schulverkehr o.ä.)
  • Industrie (hässliche Wahrzeichen, Lärm, Gestank, Rauch, Abgase, Brände, Lieferverkehre, Feinstaub)
  • Müll und Hundekot auf Fußwegen, Wildparken (Roller)
  • fehlende Architekturensemble
  • Bausünden (Brutalismus, Glasbauten, Parkhäuser, dominante Solitäre ohne Bezug zur Umgebung)
  • abgerissene Wahrzeichen (Tortenschachtel, ehem. Pfalzbau (UFA-Gebäude), geplanter Abriss Rathauscenter)
  • Fehlplanungen (Überdimensionierungen) (Rheingalerie LU, HBf LU)
  • stillgelegte Einrichtungen der Daseinsvorsorge (Schwimmbäder, Bahnhöfe, Bibliotheken, Straba-Linien, geschlossene Discounter, Kaufhäuser und Schreibwarenläden, geschlossene Bank- und Postfilialen)
  • Privatisierung von stadteigenen Betrieben (Wohnungsbaugesellschaft GBG)
  • Konkurs genossenschaftlicher Strukturen (Neue Heimat, Coop, geg)
  • Ausbreitung halbseidener Geschäfte (Nagelstudios, Sonnenstudios, Sportwetten, Spielhallen, Tattoostudios, etc.)
  • eingesparte Kultur
  • Lost Places (Dauerbaustellen, verwaiste Großbauten)
  • Versiegelung (Asphalt, Pflaster, Steingärten)
  • verwahrloste Grünanlagen
  • geringe Aufenthaltsqualität (fehlende Sitzgelegenheiten, trockene Brunnen, lieblose Pflanzkübel, Grünanlagen mit Blumenrabatten und Betretungsverbot, fehlende Schattenspender)
  • unnötige und grotesk hohe Zäune, Gabionen
  • Müllkippen, Baustellen, Brachen

Positivliste (allgemein):

  • Verkehrsberuhigung (ÖPNV, Sackgassen, Fußgängerzone, großzügige Radwegeinfrakstruktur, Spielstraßen, Pylone)
  • gut gepflegter ÖPNV (attraktives und reichhaltiges Angebot), gute Einbindung in den Ortsteil
  • Entsiegelung / Begrünung / ökologischer Umbau
  • Beseitigung wilder Müllkippen und Brachen
  • Zwischennutzung von Leerständen
  • frei zugängliche und gepflegte Grünanlagen, Erhalt und Ausbau des Baumbestandes
  • Renaturierung (Urban Gardening, Biodiversität, renaturierte Flüsse, NSG’s, Naturgeräusche)
  • naturnahe Gärten, begrünte Fassaden
  • leichter Zugang zu grünen Naherholungsgebieten
  • hohe Aufenthaltsqualität (Sitzgelegenheit, Ruhezonen, Sichtschutz, Naturgeräusche, Brunnen, nutzbare Grünanlagen, Schattenspender, nichtkommerzielle Angebote, Spielplätze)
  • vielfältige Freizeiteinrichtungen
  • Ensemblepflege
  • attraktive Fuß- und Radwege
  • Geschichtsbewusstsein
  • Mitdenken benachteiligter Gruppen, Teilhabemöglichkeiten
  • leicht erreichbare Geschäfte der Daseinsvorsorge
  • freie- und alternative Kunst- und Kulturszene
  • regelmäßige Märkte, Feste und Feiern
  • Kunst im öffentlichen Raum, Wandgemälde, Kunst-am-Bau, ggf. Diashows, Bücherschränke
  • in jedem Ortsteil ein Wahrzeichen (Kirche, Wasserturm, o.ä.)
  • Zugang zu Wasser (Trinkbrunnen, Springbrunnen, Ufer, Flussterrassen, Schwimmbäder, Teiche, Seen, Bäche)
  • durchdachtes Beleuchtungskonzept
  • Klimaanpassungen
  • Corporate Design der Stadtmöblierung
  • genossenschaftliche Wohnbauprojekte
  • gute soziale Durchmischung der Ortsteile ohne „Assi- und Bonzenviertel“.

Sie können nun ihre eigene Kommune anhand dieser Kriterien einschätzen, wie Lebenswert diese ist.